"Wie Melodien zieht es..." im Kulturforum Görlitzer Synagoge

Neben einem Block mit vorwiegend für tiefe Stimme komponierten Liedern von Franz Schubert und vier Balladen von Carl Loewe erklingt das op. 105 von Johannes Brahms. Das Lied war eine zentrale Gattung in Schaffen von Brahms. Er komponierte und veröffentlichte sein ganzes Leben hindurch Lieder, angegangen mit op. 3 von 1852 bis zu den vier ernsten Gesängen op. 121 aus seinem Todesjahr 1896. Als Zyklen gelten heute zwar nur „Die schöne Magelone“ op.33 und die „Vier ernsten Gesänge“, dennoch hat Brahms auch seine anderen Liedopera als Sammlungen aufeinander bezogener Textvertonungen herausgegeben. In der Tradition klassischer Liedkomposition stehen auch die Werke von Pavel Haas, Viktor Ullmann und Richard Farber. Die vier Lieder nach Texten chinesischer Komponisten entstanden im Jahre 1944 im Ghetto Theresienstadt. Sie thematisieren die Sehnsucht nach der Heimat und die Hoffnung, wieder zu ihr zurückzukehren. Angesichts der Situation im Ghetto sind sie ein erschütterndes Zeugnis dieser Erfahrungen. Die Hoffnung auf Heimkehr erfüllte sich für Haas nicht. Zusammen mit Viktor Ullmann wurde er mit einem der letzten Transporte nach Auschwitz deportiert. Dort wurden beide am 18.10.1944 ermordet. Im Jahr 1923 hatte Ullmann die vier Lieder nach Gedichten des persischen Dichters und Sufis Hafis (1315-1390) vertont, zu einer Zeit, als die Entwicklungen der 30er Jahre und die Gräuel von Krieg und Holocaust noch undenkbar waren. Richard Farber steht mit seinen „Galgenliedern“ nach Christian Morgenstern in der Tradition von Schubert, Loewe und Brahms sowie der von Haas und Ullmann. Diese Lieder sind ein Geschenk, sie sind, so Richard: „Made to made you laugh.“ Sie sollen unterhalten, erheitern, Spaß machen, wie die Lieder Ullmanns. Trotzdem. Gott sei Dank.

Bassbariton Thomas Bonni und Pianist Christoph Schnackertz für die Schlesischen Musikfeste.